Traumasensibles Yoga für die ältere Generation

Wochenendseminar mit Regina Weiser und Dr. Anika Meckesheimer
Es ist uns in den westlichen Industriegesellschaften gelungen, immer älter zu werden. Seit dem 19. Jahrhundert werden wir mittlerweile fast doppelt so alt. Was brauchen Menschen in der sogenannten dritten Phase, wenn sie das Erwerbsleben hinter sich haben? Wie kann Yoga dabei unterstützen, dass die gewonnene Zeit auch ein Gewinn für sie und – vielleicht sogar darüber hinaus – auch für die Gesellschaft ist?
Das Wochenendangebot richtet sich an YogalehrerInnen und andere Fachleute, die mit älteren Menschen arbeiten, aber auch an pflegende Angehörige, die ihre Eltern besser verstehen wollen. Da immer mehr Menschen immer älter werden, wird ein Verständnis für die Gefahren, aber auch für die Chancen dieser Lebensphase immer wichtiger.

Die heute das Durchschnittsalter erreichende Generation hat zu einem großen Teil Eltern gehabt, die durch Krieg und Nachkriegszeit traumatisiert waren. Zur „schwarzen Pädagogik“ gehörten Gewalt und Schläge. Erfahrungen der frühen Jahre sind besonders prägend. Hirnforscher haben einen Zusammenhang zwischen frühen Traumata und Demenz festgestellt. Wenn Ablenkungen durch Erwerbstätigkeit wegfallen, schwindet die Kraft, unangenehmer Ereignisse beiseite schieben zu können. Alte schmerzliche Erfahrungen können auftauchen oder durch Entspannungsübungen an die Oberfläche gespült werden. Entspannungsübungen brauchen besonders für Traumatisierte eine sorgfältige Vorbereitung, da der Schutz durch Verdrängung oder Abspaltung im Alter nachlässt. Es ist daher wichtig, das Yoga-Angebot traumasensibel zu gestalten. Das heißt, ein achtsames Spüren und Nachspüren zu fördern und die TeilnehmerInnen bei der Wahrnehmung der eigenen Grenzen zu unterstützen. Ein subtiles Wahrnehmen, welche Bewegungen für den eigenen Körper wohltuend und befreiend sind, will oftmals erst geduldig geübt werden. In den prägenden Jahren der heutigen Alten war Entspannung ein Fremdwort, für einen liebevollen Blick auf das eigene Seelenleben hatte man keine Zeit.

An diesem Wochenende wollen wir uns auch ein Verständnis für Trigger-Situationen und deren Heilung erarbeiten. Neben den Nachrichten über drohende Kriegsgefahr können viele – für Außenstehende nicht nachvollziehbare – Ereignisse eine Triggergefahr darstellen, das heißt: Eine gegenwärtige Sinneserfahrung (z.B. Geräusch, Geruch, Bild o.ä.) weist Ähnlichkeiten mit einer früher erlebten Gefahr oder Ohnmachts-Erfahrung auf, und löst die zu der damaligen unverarbeiteten Situation gehörenden Gefühle wie Wut, Panik und Hilflosigkeit aus. Für außen stehende Beobachter ist die Heftigkeit der Reaktion nicht zu der gegenwärtig vorhandenen Situation passend.
Da alte Erfahrungen im Körper gespeichert sind, brauchen sie neben einer  gedanklichen Neu-Ausrichtung und Meditation auch heilsame Bewegungs-übungen, um den Körper wieder zu seiner gesunden Lebendigkeit, einem beruhigten Atem und klaren Geist zu verhelfen. Oftmals haben sich im Laufe der Jahre physische Einschränkungen an bestimmten Körperregionen eingestellt, die zunächst nach Akzeptanz und fürsorglicher Aufmerksamkeit rufen. Es ist eine Gefahr, zu sehr dem körperlichen Verfall die Aufmerksamkeit zu schenken, statt die Potentiale dieses Prozesses in den Blick zu nehmen, denn alles was Aufmerksamkeit bekommt wächst. Die Vata-Energie nimmt im Alter zu, ein „feiner und subtiler-werden“ wird möglich. Es entwickelt sich eine innere Bereitschaft, den tieferen, existentiellen Fragen des Mensch-Seins begegnen zu können. Ein subtiles Gespür ist hilfreich, um entscheiden zu können, wo schmerzliche Erfahrungen noch im Körper gespeichert sind und liebevoll angeschaut und gewürdigt werden wollen. Für pflegende Angehörige bedeutet das: Keine Abhängigkeit oder Entmündigung fördern, z.B. durch übertriebenes Mitleid oder Abnahme von Tätigkeiten, die die Alternden selber könnten, vielmehr sollen Erfahrungen als Erfahrungs-SCHATZ anerkannt werden, um so dem Alter die ihm zustehende Würde zu schenken.

Die höheren Stufen des achtgliedrigen Pfades nach Patanjali können helfen, das Zeugenbewusstsein zu stärken und einen posttraumatischen Wachstums- Prozess einzuleiten. Die Fähigkeit zu Abstand und Überblick ermöglicht auch den Abstand zu den eigenen Gedanken, ein großzügiger Umgang mit fremden und eigenen Fehlern wird möglich. Die Fähigkeit mit dem Herzen zu sehen, gehört zu den Fähigkeiten, die im Alter noch zunehmen können, allerdings nur wenn sie gepflegt werden. Traumasensibles Yoga kann einen wichtigen Beitrag leisten, um den Alterungsprozess in einen Sinn-stiftenden Transformations- prozess münden zu lassen und den Begriff der Alters-Weisheit wieder neu mit Leben zu füllen. Altwerden heißt wesentlich werden, man kann das Alter mit einem Sieb vergleichen: Unwichtiges fällt durch. In Indien wird die sogenannte „letzte Lebensphase“ als die heiligste bezeichnet. Hier bin ich nur mir selbst und meinem höheren Ich gegenüber verantwortlich, ich muss mich keinem Chef und keiner gesellschaftlichen Modeströmung mehr unterordnen.


Kursleiterin: 
Dipl. Psych. Regina Weiser
Psychotherapeutin (DGIP)
Traumatherapeutin (PITT)
Yogalehrerin (MYI)
Dozentin und Autorin
www.achtsam-alt-werden.de

und 
Dr. Anika Meckesheimer
Körpertherapeutin und Psychologin für Gruppenprozesse
Yogalehrerin
Traumasensibles Yoga
Yoga und Krebs
Lymphdrainage nach Földi
www.lymphyoga-freiburg.de




Die vidya sāgar Akademie ist Teil des Gesundheitzentrum Lamm. Hier befinden sich weiterhin die privatärztliche Praxis von Frau Dr. Gupta sowie das Hotel Lamm.

Wir bieten unseren Studierenden an den Seminarwochenenden ein warmes Mittagessen aus regionalen und saisonalen Zutaten an.

Wenn Sie eine weite Anreise haben, können Sie auch bei uns übernachten. Die Hotelzimmer liegen direkt über der Akademie.
Bitte wenden Sie sich für eine Zimmerbuchung an Herr Manish Gupta:
Telefon: 07141/26410, 
Mobilnummer: 0152/59290604, 
E-Mail-Adresse: info@lamm-asperg.de.


18.10.2024 - 20.10.2024
Regina Weiser
24.S.0427


Wochenendseminar: 350,00 €

Freitag 19:00 - 21:00 Uhr
Gegenseitiges Kennenlernen und Einstimmung ins Thema

Samstag 9:00 - 13:00 Uhr: 1. Block,
Mittagspause 13:00 - 15.00 Uhr,
Samstag 15:00 - 18:00 Uhr: 2. Block,
Sonntag: 9:00 bis 13:00 Uhr
 




Belegung: 
Plätze frei
(Plätze frei)

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